Proteste gegen Anbindung: "Wer Straßen baut, bekommt mehr Verkehr"

Um den neuen Stadtteil Freiham an München anzuschließen, plant die Stadt eine neue Verbindung für Autofahrer. Doch Hunderte sind dagegen.
| Christina Hertel
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Jürgen Müller engagiert sich für die Aubinger Bürgervereinigung. Sie will verhindern, dass das neue Viertel Freiham mit einer neuen Straße an Aubing angeschlossen wird. Denn das würde zu viel Verkehr führen.
Jürgen Müller engagiert sich für die Aubinger Bürgervereinigung. Sie will verhindern, dass das neue Viertel Freiham mit einer neuen Straße an Aubing angeschlossen wird. Denn das würde zu viel Verkehr führen. © Daniel von Loeper

München - Neue Straßen ziehen neuen Verkehr an. Jürgen Müller glaubt fest an diesen Grundsatz. Der 67-Jährige ist deshalb dagegen, dass Freiham, der neue Stadtteil im Westen der Stadt, durch eine neue Straße angebunden wird. Und Hunderte Menschen teilen seine Meinung.

Müller ist Chef der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing. Diese hat nach Müllers Angaben um die 310 Mitglieder. Schon seit 1954 mischt sich die Bürgervereinigung ein, wenn in Aubing etwas passiert, das den Menschen, die dort leben, nicht passt. Und gerade sind sich viele einig: Für Freiham, die neue Siedlung, die in der Nachbarschaft entsteht, braucht es eine neue Idee für den Verkehr.

Freiham: Kleine Stadt am Rande von München

Freiham wird als kleine Stadt am Rande Münchens geplant. Dort sollen einmal um die 25.000 Menschen leben, 15.000 werden dort arbeiten. Es werden zwei Stadtteilzentren gebaut - mit Läden, Praxen, einer Bibliothek und Kulturräumen. Gleichzeitig sollen dort möglichst wenig Autos fahren. Um zu klären, wie man Freiham dennoch auch für Autofahrer gut anbinden kann, hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie beauftragt.

Diese kam zu dem Ergebnis, dass es eine neue Nord-Süd- Straße braucht. Die Variante, die die Stadt favorisiert, verläuft zwischen Eichenauer Straße und Georg-Böhmer-Straße. Der örtliche Bezirksausschuss-Chef Sebastian Kriesel (CSU) ist hingegen für eine größere Umgehungsstraße, die parallel zur Autobahn verläuft, die dann aber auf der Altostraße in Aubing endet.

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Landet zu viel Verkehr in Aubing?

Was Jürgen Müller von der Aubinger Bürgerinitiative an beiden Varianten stört: Am Ende landet der Verkehr immer in Aubing. "Aber was passiert, wenn gar keine neue Straße gebaut wird?", fragt Müller. "Das stand gar nicht zur Debatte." Die Machbarkeitsstudien sind aus seiner Sicht veraltet, weil sie aus einer Zeit stammen, in der das Auto für die meisten das wichtigste Verkehrsmittel war. Bevor Tausende Menschen nach Freiham ziehen, müsste die Stadt erst den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, findet Müller. Dazu gehöre ein Zehn-Minuten-Takt auf der S4.

Auch die U 5 müsse möglichst rasch nach Freiham verlängert werden. Denn momentan baut die Stadt bloß an einer U-Bahn-Linie von Laim bis nach Pasing. Erst danach wird der Abschnitt nach Freiham gebaut. Doch bis der fertig ist, dauere es noch mindestens bis 2035, so Müller - "und das ist viel zu spät".

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Anwohner fordern Ausbau des Nahverkehrs

Außerdem bräuchte es eine Verbindung zwischen den S-Bahn-Linien der S 4 und der S 8, die gleichzeitig das neue Stadtteilzentrum in Freiham anschließt, sagt Müller. Das Verkehrsmittel, das dort fahren soll, nennt er einen "autonomen Beförderer". Vorstellbar seien zum Beispiel autonom fahrende Busse.

Auch an die Autofahrer denkt Müller: Doch eine Straße, die dafür groß genug ist, gibt es aus seiner Sicht bereits: die A 99. Damit die Freihamer dort und nicht durch den Aubinger Ortskern fahren, müsse der Autobahnanschluss schnell ausgebaut werden, fordert er.

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28 Kommentare
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  • Wolff am 07.02.2022 17:12 Uhr / Bewertung:

    Und gegen den ÖPNV finden sich dann sicherlich auf dem Weg dorthin einige Bürgerinitiativen, die da dagegen sind. Mit dieser ganzen Ego-Scheiße setzen wir in Deutschland nur den Stillstand fort.

    Zudem soll der ÖPNV erst einmal das Leistungsangebot wieder zuverlässig abwickeln, das theoretisch jetzt schon da ist. Dann kann man wieder über Taktverdichtungen u.ä. sprechen. Denn praktsich sind wir davon weit entfernt.

  • Bahnwärter Thiel am 07.02.2022 18:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolff

    Die "Ego-Scheiße" der Stadt München besteht darin, dass hier zu viel gebaut und damit versiegelt wird. Lieber mehr im S-Bahn-Bereich bauen, dort ist deutlich mehr Platz und der Verkehr würde entzerrt werden.

  • hundefliege am 07.02.2022 16:18 Uhr / Bewertung:

    Warum gibt man jetzt einem einzelnen Fortschrittsverweigerer wieder eine Plattform?